Warum wir "gendern"
Im DGB-Bildungswerk NRW haben wir uns schon vor geraumer Zeit dazu entschieden, aktiv zu gendern, also eine geschlechtersensible Sprache zu nutzen. Indem wir alle Geschlechter ansprechen und sichtbar machen, möchten wir einen Beitrag zur Gleichberechtigung der Geschlechter leisten.
Wir behaupten nicht, dass eine geschlechtersensible Sprache schöner ist oder gegenderte Texte einfacher zu lesen sind. Aber geschlechtergerechte Sprache reflektiert unsere Werte von Diversität und Respekt und fördert ein bewusstes Miteinander. Und zu diesen Werten stehen wir.
Manches ist gewöhnungsbedürftig. Aber zur Erinnerung: Es gab Zeiten, in denen manch eine*r es eine Zumutung fand, auch weibliche Formen von Berufsbezeichnungen zu nutzen oder „liebe Kollegen“ und „liebe Kolleginnen“ anzusprechen, obwohl doch in der männlichen Form die Frauen „immer mitgemeint sind“.
Das Argument ist inzwischen auch nicht mehr oft zu hören: Mensch hat sich gewöhnt.
Und warum gerade der Genderstern?
Wir nutzen dabei das Gendersternchen „*“, auch „Asterisk“ genannt.
Das früher auch von uns genutzte „Binnen-I“ („TeilnehmerInnen“) sollte Männer und Frauen sprachlich gleichberechtigen. Der Genderstern schließt dagegen auch nichtbinäre Personen ein. Der Genderdoppelpunkt („Teilnehmer:innen“) und weitere Alternativen sind vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband auf eine Liste nicht empfohlener Genderzeichen gesetzt, der Genderstern dagegen empfohlen worden - allerdings nur „falls nötig“. Denn für sehbehinderte und blinde Menschen sowie in der sogenannten leichten Sprache sind alle geschriebenen Gendervarianten eine Hürde.
Dieser letzte Punkt motiviert uns zusätzlich, das Gendersternchen nur einzusetzen, wenn es keine guten Alternativen gibt. Also nicht „Teilnehmer*innen“ zu schreiben, wenn es um „Teilnehmende“ geht.
Haben wir nichts wichtigeres zu tun?
Doch, eindeutig ja. Das hindert uns aber nicht, auch in unserer Sprache unsere Vorstellungen von Diversität und Respekt auszudrücken. Sprache spiegelt gesellschaftliche Veränderungen wider und verändert gleichzeitig unsere Wahrnehmung – in diesem Fall von Geschlechterrollen und Geschlechteridentitäten.
Dass Einzelne bei diesem Thema zum Kulturkampf aufrufen, Landesregierungen das Gendern in der Verwaltung verbieten und in der Schule als Rechtschreibfehler werten, sehen wir mit Sorge: Beim Thema "Gendern" sollte es nur um den Respekt vor der Vielfalt gehen, die unsere Gesellschaft auszeichnet.